Montag, 19. Oktober 2009

Schleichende Radikalisierung


Die SVP und ihr Revolverblatt „Weltwoche“ reden von schleichender Islamisierung. Spürt ihrs auch schon? Die Bedrohung im Nacken, die Sichel über unseren Köpfen, Das Minarett aus dem Sumpf?...Pfffff.
Diese Scheiss Populisten machen mit uns was sie wollen. Merkt das der SVP wählende Schweizer nicht? Da beissen Leute auf Halbargumentationen und schizoiden Wahnvorstellungen an, werfen die Hände über den Köpfen zusammen und rennen schreiend vor der anscheinend kurz bevorstehenden Muselmann Invasion davon.
Langsam reichts! Da sitzt ein Rassist in einem Büro irgendwo in Österreich und zeichnet im Auftrag der SVP hetzerische Plakate die an Respektlosigkeit einer Minderheit gegenüber, legal nicht zu unterbieten sind. Das ist für mich schon Grund genug diese Partei zu verabscheuen. Wie kommt man dazu Raketen mit Minaretten zu vergleichen? Da muss doch schon grundsätzlich ein tiefer Groll (oder sogar Hass?) vorhanden sein damit man solchen polemischen Bullshit propagieren und glauben kann. Seid auf der hut: jeder Moslem versteckt ein Sprengstoffgurt unter seiner Kutte.
Solche Politik will ich nicht! Eine Politik die auf Panik Verbreitung und Manipulation aufgebaut ist. Eine Politik in welcher gegenseitige Aufhetzung mehr Stellenwert hat als gemeinsame Konfliktlösung. Eine Politik die Minderheiten verbal und visuell mit Füssen tritt. Eine Politik die feindseelige Stimmung vorsätzlich verbreitet. Eine Politik die unser Land international in Verruf bringt. Eine Politik welche unser Land mit christenfeindlichen Ländern vergleicht um selber besser dazustehen. Eine Politik welche rassistische Tendenzen an den Tag legt und bewusst an der Grenze der Legalität polarisiert. Eine Politik welche Diskriminierung mit Meinungsfreiheit rechtfertigt. Eine Politik die pauschalisiert und nur zwischen schwarz und weiss unterscheidet. Eine Politik die mich auffordert einen solchen Text zu verfassen!
Schleichende Islamisierung? Das einzige was ich spüre ist eine schleichende Radikalisierung. Soll es zum Alltag werden das uns feindseelige Plakate suggerieren das alles fremde auch bedrohlich ist?
Das die SVP ihre Respektlosigkeit mit freier Meinungsäusserung rechtfertigen will ist beinahe so dreist wie die Verbreitung ihres online Games „minarett attack“. Denn nur schon aus Höflichkeit sollte man solchen Dreck sein lassen. Würde man sich einen Moment lang mit der islamischen Kultur auseinadersetzten, würde man vielleicht verstehen dass solche Respektlosigkeiten verletzend sein können.

„Der Islam überrollt uns!“ Ja, mit sage und schreibe vier Minaretten welche zurzeit in der Schweiz stehen. „Minarette werden wie Pilze aus dem Boden schiessen!“ Genau, jeder der schon mal ein Dachfenster in sein Haus einbauen wollte, weiss wie quer sich die Behörden stellen wenn es darum geht, das Stadt - bzw. das Dorfbild zu verändern. Da werden es Minarette mit Sicherheit nicht leichter haben. „In moslemischen Ländern darf man keine Kirchen bauen.“ Tja, Erstens ist das falsch und zweitens würde uns das keinen Dreck besser machen.

Ich persönlich mache mir keinen Deut aus Religionen. Verurteile jedoch die Ächtung von Minderheiten, egal ob in religiöser, ethnischer oder geschlechtlicher Hinsicht.

Die SVP lebt von Vorurteilen und suggeriert, dass jeder Moslem ein Terrorist sei. Würde man sich als Gegner der Partei ebenfalls solcher primitiven Mittel bedienen, könnte man behaupten, dass jeder SVP Sympathisant insgeheim ein Rassist sei. Tu ich aber nicht!

Samstag, 10. Oktober 2009

Bill Maher`s "Religulous"


Der amerikanische Comedian Bill Maher holt zum Kinnhaken aus. In seinem Dok Film "Religulous" folgt er der Frage, warum erwachsene Menschen an (meist christlich) religiöse Märchen glauben. Bereits früher machte Maher in den Staaten auf sich aufmerksam indem er immer wieder brisante Themen kritisch abhandelte. Natürlich wurde der Film in religiösen Kreisen verrissen. Religiös neutrale Filmkritiken schrieben, dass Maher für seine gnadenlos entblössenden Interviews nur "schwache und dumme" Gläubige vorführte, welche ihm rethorisch völlig unterlegen waren. Das mag zwar stimmen, jedoch bezweifle ich, dass "starke und clevere" Gläubige die besseren Argumente gehabt hätten um regnende Frösche oder sprechende Schlangen zu rechtfertigen.
Der Film funktioniert simpel: Da ist dieser Mann der nicht an einen Gott glaubt und davon überzeugt ist, dass die Bibel nicht mehr als ein Roman ist. Maher möchte deshalb in Erfahrung bringen, weshalb andere diese Geschichten glauben oder sogar ihren Lebensinhalt danach richten. Mit Rafinesse und derber Gegenüberstellung der Tatsachen bringt Maher seine Gesprächspartner in Erklärungsnot. Beispiel? Maher fragt eine vernarrte Christin in einem US Jesus Vergnügungspark (!!!) ob sie, wenn ihr als Kind die Geschichte des Rotkäppchens als altes Testament verkauft worden wäre, heute an Rotkäppchen glauben würde. Da wird dann schon mal einen Augenblick zulange überlegt wie man darauf jetzt antworten könnte.
Aber auch Senatoren, radikale Rabbis, selbtsterannte Abzocker Priester und durchgeknallte Jesusjünger kommen zu Wort. Und alle reden sie geistloses Zeugs vor sich hin und rechtfertigen das Wortspiel des Filmtitels bestens.
Man kann schon sagen, dass Bill Maher sich Deppen ausgesucht hat die ihm mit ihren Jesus Abenteuergeschichten nur besätigen, dass Religion weder Hand noch Fuss hat. Das kann man kritisieren. Ich finde jedoch dass man genau bei solchen Deppen am besten spürt, dass Religion das Handeln der Menschheit ad absurdum führt.

Fies, frech und für Agnostiker wie mich ein äussert unterhaltender Dok Film mit einem symphatischen, wenn auch zum Teil etwas arroganten, Bill Maher.


Samstag, 3. Oktober 2009

Polanski



Polanski, Gaddafi, oder Steinbrück...alle machen sie uns international die Hölle heiss. Die Schweiz steht in letzter Zeit irgendwie häufiger im globalen Rampenlicht als ihr schrägstrich uns lieb ist. Und irgendwie verkommt jede dieser unangenehmen Situtationen früher oder später zur Farce. Wir Schweizer scheinen ein Talent zu haben, Entscheide die grundsätzlich richtig sind, trotzdem immer wieder unschön zu fällen. Unschön weil die Entscheide moralisch meist richtig sind, oft aber in einem unagenehmen Kontext stehen. So auch die aktuellste Ausgabe von "Manege frei! die Schweiz macht sich zum Affen, obwohl sie es gar nicht so meint und eigentlich nur Gutes tun will, aber international so unter Druck steht, dass ihr die Muffe geht."

Polanski wartet auf seine Auslieferung. Kinderschänder gehören eingebunkert, auch Polanski! Seltsam ist nur, dass man Polanski (dessen künstlerisches Schaffen ich sehr schätze) 30 Jahre lang ein - und aus gehen lässt. Wollte man in Gstaad erst noch weitere 20 Jahre Steuern kassieren bis man ihn den Amis ausliefert? Der oberste Schweizer justitz Fritze, direkt unter Schlumpf, sagte dazu folgendes:
"Man wusste zum ersten mal wann und wo sich Roman Polanski in der Schweiz aufhalten würde."
Ach so ist das....was seit ihr denn für faule Säcke? Wartet man also in der Schweiz solange bis einem Kriminelle in die Arme laufen? Das ist ja armseeliger als Angeln in der Fischzucht! Ich stelle mir das so vor: Zwei Polizisten sitzen auf ihrem Posten und lesen Zeitung. Sagt der eine zum Anderen: "Hast du gelesen? Polanski landet in Zürich...sollen wir uns den mal vornehmen?" Darauf der Andere: "Och ich weiss nicht. Steht denn da auch die Uhrzeit und die Flugnummer?"

Was hindert eigentlich das Komitee des zürcher Filmfestivals daran den Preis, mit welchem Polanski geehrt werden sollte, trotzdem zu verleihen? Die werden ja sogar posthum verliehen wieso also nicht perknast? Passt die glänzende Figur nicht zwischen den Gitterstäben durch?

Sonntag, 23. August 2009

Wildes Eisen !


Mit Pro7, RTL, SAT1 usw. kann man mich ganz schnell agressiv machen. Ich habe mich da von einer völlig Anderen Seite kennengelernt, denn nur schon zweieninhalb Minuten Durchfallproduktion à la PRO7 bringt mich dazu, der sensationsgeilen, aber auch belanglosigkeitsverliebten TV Gesellschaft die Pest an den Arsch zu wünschen. Wenn die Welt wirklich so ist wie sie Privatsender darstellen, dann freue ich mich auf die Weltraumbesiedlung.
Immer gehts ums fressen! Während sich zum Beispiel der Sender "Kabel 1" existenziellen und elementaren Fragen widmet wie "wie schmeckt eigentlich 60 Jahre alte Wurst?" oder 45 Minutenlang den Werdegang einer Frikadelle vom Schlachthof bis zur Wiederausscheidung detailiert dokumentiert, wird auf "Pro 7" um die Wette gelabbert und gekocht. Kochsendungen find ich zwar Scheisse, zählen aber dennoch zum intellektuel hochstehendsten was Po7 und co. zu bieten haben. Trotzdem fallen allesamt durch. Man stelle sich vor, jemand zu Hause würde gerne live mit Johannes B. Kerner mitkochen. Zwischen Zwiebeln andünsten und Rindsstroganov Beigabe, wird das Geköch jedoch frech mit einem 10 minütigen Werbeblock abgelöscht. Viel Spass beim Live kochen!

Die gaaaaanz grosse Ausnahme ist jedoch Annemarie Wildeisen auf Telezüri. Die nette Tante von nebenan bringt innerhalb von 10 Minuten das Zustande, wofür Jamie Oliver den halben Tag braucht. Verständlich und einfach und immer von dieser heimeligen Aura umgeben jongliert die Gute Miene mit Pesto Gnocchi, Brätkugeln und der Pfeffermühle und zaubert Mahlzeiten so auf den Tisch, dass sich sogar mein lochfräsiges Kurzzeitgedächtnis, zwei Tage später noch daran erinnern kann. Und tatsächlich habe ich schon Gebrauch davon gemacht. Zwar gings in die Hose und die gefüllten Kartoffeln schmeckten weder mir noch der Katze. Jedoch wäre es anmassend Frau Wildeisen dafür die schuld zu geben.
Ich bin der grösste Fan und wünsche mir eine BRAVO Autogrammkarte von Frau Wildeisen! Nach dem 10 minütigen Kochgottesdienst, präsentiert jedesmal Reto Puma mit seiner hippen "Ottos Warenposten" Kochschürze einen passenden Wein dazu. Verkrampft locker und lässig hölzern schwenkt Herr Puma das Weinglas als obs der heilige Gral wär und benutzt ausgelutschte Flosklen aus dem Weinliebhaber Jargon wie "blumiges Bouquet" und "ragt weit in den Hals hinein". Meinetwegen, aber Frau Wildeisen wird er in 100 Jahren nicht den Wein oder das Wasser reichen können.

Externer Link zu der Kochherdgöttin:
www.wildeisen.ch

Mittwoch, 21. Januar 2009

Gimme hope, Obama gimme hope!


Auf der ganzen Welt schreiben vermutlich die Blogger über Obama. Ich bin da keine Ausnahme. Obwohl ich mich in meinem tiefsten Inneren schon immer gegen Massenhypes, gewehrt habe, kann ich mich diesem Phänomen Obama einfach nicht entziehen. Nicht dass ich mich jetzt (am Tag nach der Vereidigung) aus Solidarität schwarz anmale oder so, aber ich muss schon sagen, dass mich das ganze schon ziemlich berührt hat. Ich halte es für wenig nötig nochmals zu erwähnen wie wichtig diese Wahl für das schwarze Amerika ist, dass Obama ein Charismatiker und Hoffnungsträger für die Welt ist, dass haben die Medien zu Recht schon zur Genüge getan.
Aber das erste mal seit ich denken kann, oder besser gesagt, fähig bin politsichen Wandel zu verstehen, hat mein eher zurückhaltener Optimismuss eine solche Hochkonjunktur erlebt wie das heute der Fall ist. Egal ob Obama seine hochgesteckten Ziele erreicht oder nicht, nur schon zu wissen, dass jemand dem man seine guten Absichten auch abkauft, das mächtigste Amt der Erde inne hat, macht doch irgendwie glücklich. Man kann sich natürlich auch täuschen, aber irgendwie liegt doch etwas in der Luft, dass einem vermittelt dass Obama ein guter Mensch ist, egal ob er Schwarz, Demokrat oder Christ ist.
Zyniker werden sagen "Das ist auch nicht schwierig nach Bush" was natürlich stimmt. Aber dank Bushs Misspolitk hat es Obama immerhin ins weisse Haus geschafft. Trotzdem glaube ich, dass da schon etwas mehr dabei sein muss als der plumpe Vergleich zwischen den Beiden. Bush geniesst vermutlich in Europa weniger Sympathien als Kim Yong Il.
Obama strahlt wohl einfach diese kollegiale Ehrlichkeit aus die man sonst nur von seinen Freunden kennt, das macht ihn sympahtisch. Endlich wieder jemand der vom Guten und nicht vom Bösen redet, jemand mit sozialem Background der nicht mit dem goldenen Löffel geboren wurde und jemand dem man lieber Schuhe schenkt als mit diesen nach ihm wirft...