Freitag, 6. Juli 2012

Das Shitkatapult

Hat sich schon mal jemand gefragt, warum man für einen konventionellen Radiosender eine Konzession benötigt? Das Medium Radio ist ein Sprachrohr. Jemand der durch ein Sprachrohr spricht und dieses als Instrument verwendet, hätte theoretisch die Macht seine radikalen Ideologien und Philosophien relativ einfach an eine breite Masse zu bringen. Darum schaut man bei den Bewerbungen für diese Konzessionen ziemlich genau hin. Zu Recht. Bei den Neuen „Social Medias“ ist das anders. Es gibt keine Instanz welche vorsorglich kontrolliert was ich in meinem Facebook Profil poste, bzw. unter meinem Namen in irgendwelche Gruppen oder Veranstaltungen schreibe. Zwar könnten mich andere User sperren lassen, aber ich wage zu behaupten dass dieses Werkzeug kaum genutzt wird solange ich nicht gerade Bösartigkeiten über behinderte schwarze Frauen verbreite (stellvertretendes Beispiel für Rassismus, Randgruppen und Frauenfeindlichekeiten etc.). Natürlich, der Effekt ist nicht derselbe wie beim Radio. Und damit ein solches „social bashing“ auch giesskannenartig auf die Köpfe der breiten Masse rieseln kann, muss der digitale Sozialkreis auch dementsprechend gross sein (Anzahl Freunde, „Likes“ oder Gruppenmitglieder). Könnte man meinen. Aber auch die kleine Klara aus B. mit einem Freundesradius von 13 Freunden schafft es, sich über Umwege Gehör bei der grossen Masse zu verschaffen. Angenommen die kleine Klara nimmt an einem Grossanlass Teil mit 20`000 Zusagen und angenommen, an diesem Anlass kommt es zu einem unangenehmen Ereignis, so kann man davon ausgehen, dass ein Grossteil der Teilnehmenden nach dem Anlass die besagte Veranstaltungsseite bei Facebook erneut aufsucht um sich mit Anderen darüber auszutauschen. Wenn nun also die kleine Klara auf der Veranstaltungsseite per Eintrag zur Revolution gegen das Organisationskomitee aufruft, erreicht sie plötzlich nicht nur ihre 13 Freunde sondern je nach dem Tausende. Die Saat für den Shitstorm ist ausgetragen. Die Möglichkeit sich auf Facebook zu partizipieren bietet sich jedem mit einem Account. Dies ruft auch den Dorftrottel auf den Plan um seine Meinung zu deponieren. Bald kommt der Dorftrottel vom Nachbarkaff hinzu und schon entwickelt sich die Eigendynamik….und tausende lesen mit, agieren und reagieren. Jeder darf mal ans Shitkatapult um verbal in alle Richtungen zu exkrementieren. Dieses neue Phänomen muss nicht zwingend schlecht sein und schliesslich darf auch der Dorftrottel eine Meinung haben. Was aber nicht heissen muss, dass er nun vor Tausenden auf eine Kanzel steigen soll um seine Ergüsse zu predigen und dem Teufel den Krieg zu erklären. Aber der Umstand, dass nun Jeder und Jede eine anscheinend wichtige Meinung in der Öffentlichkeit zu vertreten hat, muss bei einer solch degenerierten Gesellschaft wie wir sie aufrechterhalten, zwingend dazu führen, dass die Welt ein Dorf wird in welchem wir die Dorftrottel durchnummerieren können.