Dienstag, 17. Mai 2016

Einige Gedanken zum Bedingungslosen Grundeinkommen

Eines vorneweg: Die Finanzierung ist möglich! Wenn auch nur durch eine fundamentale Reformierung des schweizerischen Steuer – AHV / IV und Lohnsystems. Das BGE basiert auf einer Umschichtung des bereits im Fluss befindlichen Kapitals. Es braucht kein zusätzliches Kapital. Das BGE ist ein Nullsummenspiel! Die Umsetzung würde dennoch ein politischer - und gesellschaftlicher Kraftakt werden und stellt vermutlich die Grösste Hürde des BGE dar. Interessanter hingegen sind die gesellschaftlichen Auswirkungen des BGE. Wer mehr über die Finanzierbarkeit des BGE erfahren möchte, dem empfehle ich das kurzweilige Buch „Bedingungsloses Grundeinkommen - Eine kritische Auseinandersetzung mit der Finanzierung und möglichen Folgen einer Einführung“.

Unsere Gesellschaft hat sich im gegenwärtigen System bequem eingenistet. Die Idee einer neuen Wirtschafts – bzw. Gesellschaftsform wird umgehend niedergeknüppelt und gerne mit dem Argument zementiert, dass unser Wohlstand eben genau auf diesem System aufgebaut wurde und wir selbiges unbedingt beibehalten müssten. Das stimmt teilweise. Die Freie Markwirtschaft und der Kapitalismus haben den Lebensstandard der breiten Bevölkerung soweit gebracht, wie wir ihn heute zu geniessen wissen. Aber zu welchem Preis? Der Kapitalismus ist ein Auslaufmodell, genauso wie es der Kommunismus auch war. Schaut man nämlich genauer hin, weisst dieses System eklatante Mängel auf. Um diese Mängel wahrzunehmen, braucht es ein gewisses Einfühlungsvermögen bzw. die Fähigkeit sich in Lebenssituationen Anderer zu versetzen und über die eigene Komfortzone hinweg zu denken. Eine Fähigkeit die scheinbar nur dem sogenannten „Gutmenschen“ gegeben ist. Denn auch in der Schweiz gibt es, trotz des hohen Lebensstandard, Armut: Die Caritas Schweiz beziffert über eine Million Menschen in der Schweiz als in Armut oder knapp über der Armutsgrenze lebend. Besonders von Armut betroffene Bevölkerungsgruppen sind Alleinlebende, Einelternhaushalte oder Paarhaushalte mit drei und mehr Kindern aber auch Personen ohne nachobligatorische Bildung, Frauen sowie Rentner. Für diese Bevölkerungsgruppen gibt es keine Alternativen, den solche schliesst der Kapitalismus kategorisch aus. Für jedes Individuum gibt es in diesem System nur eine anerkannte Möglichkeit: Mach mit oder verrotte! Genau hier liegt der Fehler im System: Aufgrund des sozialen Gefälles zwischen Arm und Reich wäre es vermessen von Chancengleichheit zu reden. Oben genannte Bevölkerungsgruppen können sich unmöglich ins System einbringen wie es von ihnen erwartet wird. Genau da setzt das Grundeinkommen den Hebel an (dazu weiter unten mehr).

Kapitalismus ist nicht per se schlecht, bietet aber Freipässe für Ausbeutung durch die Elite und dividiert die Gesellschaft in Arm und Reich. Langfristig bietet der Kapitalismus nur einer elitären Gruppe einen Mehrwert. Seit der industriellen Revolution im 18. Jahrhundert bis heute entwickelt sich dieses System rasant zum Gesellschaftskeil: Die ungleiche Verteilung des Wohlstandes und die Dimension der Lohnscheren sind gigantisch! Das „Trickle-Down“ Prinzip hat versagt und ist heute nichts weiter als eine mühselig aufrechterhaltene Lüge der oberen 10`000! Das Hauptproblem: Eine Minderheit die an der Spitze dieser Pyramide agiert und spielt nach ihren eigenen Regeln. Banken, Wirtschaftskonglomerate, Lobbyverbände und Regierungen gestalten sich ihre eigenen Rahmenbedingungen um exorbitante Gewinne zu erzielen und unterbinden somit die Möglichkeit, ein Gleichgewicht in der Gesellschaft herzustellen. Die Idee effektiver, regulatorischer Organe wird kategorisch abgelehnt. Eine gerechte Verteilung des Wohlstandes liegt nicht in deren Interesse. Und für das breitabgestützte Fundament des Kapitalismus, den Mittelstand, werden diese Spielregeln längerfristig genauso zum Verhängnis wie der sozial schwächsten Bevölkerungsgruppe: Die Löhne stagnieren, die industrielle Produktion schrumpft, die Arbeitslosigkeit steigt, immer mehr Leute finden nur Teilzeitjobs in der schlechtbezahlten Dienstleistungsbranche und was noch viel schlimmer ist: Wir arbeiten uns zu Tode! Das Rentenalter wird konstant erhöht, Stress nimmt zu, immer mehr Druck und Leistungsforderungen am Arbeitsplatz, Burnouts, mehr IV Bezüger, Krebs, Unzufriedenheit sind die Folgen. Zeit für Freunde und Familie werden knapper, Kinder werden zu Konsumenten erzogen, die Lebenserhaltungskosten steigen von Jahr zu Jahr während durchschnittliche Lohnerhöhungen im Zehntel Prozent Bereich liegen. Der Kapitalismus in dieser Form lässt keinerlei Freiraum für Individualismus. Wer sich gegen dieses System entscheidet, fällt durch die sozialen Netze und riskiert Ausgrenzung aus der Gesellschaft.

Und dann kommt die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens…

Wir haben noch nicht begriffen, dass es neben körperlicher und seelischer Gesundheit eigentlich nichts Erstrebenswerteres gibt, als ein glückliches Leben abgekoppelt von finanziellen Zwängen zu leben. Mit finanziellen Zwängen meine ich die Notwendigkeit das Lohn immer an Arbeit gekoppelt sein muss. Dieses seit Jahrhunderten der Menschheit ins Hirn gemeisselte Prinzip müsste erst einmal durchbrochen werden. Das BGE gewährleistet (durch Gesellschaft und Staat) jedem Schweizer Bürger den Teil an finanziellen Mitteln, den man zum Leben braucht. Nicht mehr und nicht weniger als eine bedingungslose Existenzsicherung um ein Leben in Würde zu leben. Was hätte dies für Auswirkungen? Die weiter oben genannte Chancengleichheit für die ganze Bevölkerung! Jeder Schweizer Bürger hätte unabhängig von seinem finanziellen und sozialen Status die Möglichkeit sich so in die Gesellschaft zu integrieren wie es für ihn als Individuum möglich und richtig erscheint ohne dabei seine Existenz aufs Spiel zu setzen. Ich denke in dieser aufgeklärten und fortschrittlichen Zeitepoche in der wir leben, (und ganz speziell in einem fortschrittlichen und reichen Land wie der Schweiz!) entspräche dieser Anspruch dem Zeitgeist. Die Befürchtung, dass alle nur noch auf der faulen Haut herumliegen würden und die Wirtschaft zum erliegen käme, ist unrealistisch. Ganz im Gegenteil: Innovationen, Fortschritt und Motivation würde gefördert, weil Arbeit nicht mehr direkt als Lebensnotwendigkeit gesehen werden muss. Und auch wenn sich eine Minderheit der Bevölkerung dazu entscheiden würde gar nicht mehr zu arbeiten (diese Bevölkerungsgruppe gibt es bereits heute) so wäre dies nach neuster Erkenntnis für die Gesellschaft verkraftbar: Die ETH Zürich hat berechnet, dass die benötigten Arbeitsstunden für die Herstellung einer bestimmten Menge Güter sich alle 27 Jahre halbiert. Was heisst das? Die zu verrichtenden Arbeiten in der Gesellschaft schrumpfen, was zur Folge hat, dass Vollzeitbeschäftigung keine Notwendigkeit mehr wäre. Und wer macht die „Drecksarbeit“? Dazu ein Auszug aus Philipp Loepfes Bericht in „Das Magazin“: „Hier kommt eine andere Dynamik in den Arbeitsmarkt: Die Drecksarbeit wird nicht mehr mit Lohnzuschüssen subventioniert, sondern wird zum Mangel – und damit gemäss der Logik von Angebot und Nachfrage teurer. Es wird gleichzeitig ein Anreiz geschaffen, diese Arbeit durch Maschinen zu ersetzen. Es würde genügend Wohlstand geschaffen werden, sodass der Zwang entfallen würde, Menschen zu Erwerbsarbeit zu zwingen, nur damit sie beschäftigt sind. Das Gegenteil geschieht mit der kulturellen Arbeit. Hier sind Produktivitätszuwächse kaum möglich. Gibt es ein Grundeinkommen, dann wird jedoch die kulturelle Arbeit im Verhältnis billiger, weil sie nun von Menschen freiwillig und gratis verrichtet werden kann, die von der Routinearbeit befreit sind. Kranke können so besser gepflegt und Kinder besser ausgebildet werden. Weil menschliche Arbeit endlich wieder erschwinglich würde, könnte die viel beschworene Dienstleistungsgesellschaft endlich kommen.“ „Drecksarbeit“ wird also aufgewertet und Arbeitgeber zahlen für „Drecksarbeit“ höhere Löhne, weil die Leute eben nicht mehr gezwungen wären, bei ihnen zu arbeiten. Ein garantiertes Grundeinkommen stärkt die Arbeitnehmer, nicht die Arbeitgeber!

Das BGE will die Arbeit nicht abschaffen wie fälschlicherweise von den Gegnern behauptet wird, im Gegenteil: Das Grundeinkommen wertet die Arbeit auf, es will den Zwang, einer schlecht bezahlten und zudem unbefriedigenden Arbeit nachzugehen beseitigen und damit den Menschen die Möglichkeit einräumen, bei der Sicherung ihrer existenziellen Grundbedürfnisse einer sinnvollen Arbeit nachzugehen. In verschiedenen Ländern wurden und werden bereits Grundeinkommen ausbezahlt (Kanada, Finnland, Niederlande). Die Auswirkungen auf die Gesellschaft waren fundamental positiv wie das Beispiel in Kanada zeigt: In den siebziger Jahren wurde während fünf Jahren in einem sozialen Experiment allen erwachsenen Bürgern der Stadt Dauphin ein jährliches Minimaleinkommen (Mincome) garantiert. Zur Zeit von Mincome gingen die Spitalaufenthalte um 8,5 Prozent zurück. Es gab weniger Einlieferungen wegen psychischer Störungen, familiärer Gewalt, Auto- und Arbeitsunfällen. Die Resultate entkräfteten die Befürchtung, ein garantiertes Einkommen mache die Empfänger arbeitsunwillig. Nur ein Prozent der Männer, drei Prozent der verheirateten Frauen und fünf Prozent der unverheirateten Frauen arbeiteten nach der Einführung von Mincome weniger als zuvor. Verheiratete Frauen nutzten die finanzielle Unterstützung für einen längeren Mutterschaftsurlaub. Unverheiratete Frauen bildeten sich weiter, um bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu haben. Psychische Beschwerden sowie die Scheidungsrate gingen zurück. Das neue Gefühl der Sicherheit trug also anscheinend entscheidend zum körperlichen und seelischen Wohlbefinden der Teilnehmer bei und senkte ganz nebenbei die Kosten des Gesundheitssystems.

Natürlich birgt auch ein BGE Risiken und würde unsere Gesellschaft vor ganz neue Herausforderungen stellen. Es Mag sein, dass das BGE noch eine romantische Utopie ist. Das liegt allerdings nur daran, dass unsere Gesellschaft noch nicht bereit ist für solch tiefgreifende, sozialen und wirtschaftlichen Veränderungen bzw. die Vorzüge und Möglichkeiten noch nicht erkennt oder anerkannt sind und die Angst möglicher negativer Effekte grösser ist, als die Vorstellung des gesellschaftlichen Benefit

Die schweizer Abstimmung am 5. Juni wird vermutlich deutlich scheitern, trotzdem zählt für mich der Schritt in die richtige Richtung.

Darum JA zum bedingungslosen Grundeinkommen!


Donnerstag, 24. März 2016

offener Brief an die Initianten der Verhüllungsverbot Initiative

Mein Schreiben richtet sich an die Initianten der „Verhüllungsverbot Initiative“ und insbesondere an die kleingeistigen Pappkameraden, welche sich kürzlich zwecks ungewollt selbstparodistischer Profilierung auf dem Bundesplatz zur theatralischen Zusammenkunft getroffen haben. Allen voran: Walter Wobmann (SVP) und Nils Fiechter (JSVP). Siehe untenstehenden Youtube Link.

Bundesplatz Aktion der Initianten siehe HIER (zwingend notwendig für das Verständnis!)

Mein Schreiben richtet sich aber auch an Schweizerinnen und Schweizer, welche geneigt sind dem stumpfsinnigen Flötentanz dieser selbstgerechten, sogenannt „wahren Schweizern“ zu glauben oder zu folgen.

Liebe Initianten, die ihr euch auch Politiker schimpft: ich bin weder Religionsfreund noch ein Sympathisant für mit Leintüchern behängte Frauen. Aber zur Debatte steht hier etwas ganz anderes: ihr vergewaltigt unser Schweizer Initiativrecht! Die Volksinitiative ist dazu gedacht, Minderheiten welche im Parlament und der Regierung keine Stimme haben, ein Instrument zu geben um sich gegen Missstände zu wehren. Stattdessen dreht ihr den Spiess um: ihr missbraucht als Parteiangehörige das Initiativrecht als Instrument gegen imaginäre Missstände und gegen Minderheiten welche im Parlament und der Regierung keine Stimme haben! Ihr habt also nicht mal Grundsätzliches verstanden, gerne mache ich euch bei Kaffee und Kuchen eine Zeichnung davon.

Inhaltlich wollt ihr mit der „Verhüllungsverbot Initiative“ unter anderem das tragen der Burka verbieten und dies mit folgendem Argument untermauern: „Niemand darf in der Schweiz, dem Land der Freiheit, gezwungen werden, sein Gesicht zu verhüllen!“ (Quelle: offizielle Homepage der Initianten). Da stellt sich mir doch sofort die Frage: seit wann kümmert sich Rechtsaussen um die Unterdrückung der Muslima? Als ob ihr elenden Heuchler auch nur den Hauch einer Motivation hättet, den Betroffenen damit entgegenzukommen oder gar zu helfen. Betroffene? Ja genau, welche Betroffenen eigentlich? Ihr nutzt unser mächtiges Initiativinstrument gegen ein nichtvorhandenes und hochstilisiertes Phantom: Wie viele Burka Trägerinnen habt ihr denn schon gesehen in der Schweiz? Damit nicht genug: die nichtvorhandenen Burka Trägerinnen werden auch noch als Bedrohung dargestellt. Bedrohung? Ja welche Bedrohung eigentlich und von wem schon wieder? Mit eurem Auftritt auf dem Bundesplatz scheut ihr euch nicht, Burka Trägerinnen mit Terroristen bzw. Bombenattentätern gleich zu setzen. Hä? Das ist so viel dummschwätzerischer und hassgetriebener Stumpfsinn, dass es mir schwer fällt zu glauben, dass euer IQ zweistellig ist. Von Anstand und Moral werde ich gar nicht erst reden. Aber unabhängig davon welche geistigen Verwirbelungen euch antrieben und was euch der kleine Mann in euren Köpfen zuredet, ist es in erster Linie eine brandgefährlich demagogische, hassgeladene und verlogene Hetzerei die hier gegen eine Minderheit betrieben wird… ja was heisst hier Minderheit? Die Burka Trägerinnen sind noch nicht einmal eine Minderheit sondern schlichtweg so gut wie nicht vorhanden in der Schweiz! Und ein weiteres Mal tarnt ihr euer Anliegen mit dem Deckmantel der „freien Schweiz“ oder den „Schweizer Werten“. Steht endlich zu eurer Fremdenfeindlichkeit ihr Feiglinge und hört auf mit irgendwelchen Scheinargumenten und Scheinbedrohungen den Dummen Sand in die Augen zu streuen!

Auch wenn ich versuche über alle Geschmacklosigkeiten hinweg zu sehen und mich darum bemühe zu erkennen, was denn ein solches „Burkaverbot“ unserer Gesellschaft für Vorteile verschaffen könnte, mir will nichts einfallen! Ist das eure Massnahme den Terror zu bekämpfen? Ist das euer Plan um die Wogen und die Anspannung in der Bevölkerung zu glätten? Ist das eure Strategie um friedlich Seite an Seite zu leben? Kümmert euch endlich als (unerklärlicherweise) vom Volk gewählte Politiker um die wirklich wichtigen Dinge! Diese Initiative ist nichts anderes als eine weitere, nichts bewirkende Dummheit. Obwohl „nichts bewirkend“ so nicht stimmt: Sie diskriminiert eine Religion und ritzt an unserer in der Bundesverfassung verankerten Kultusfreiheit und manifestiert sich schlussendlich als eine Kleidervorschrift in unserer Verfassung. Und auch wenn ich diese schwerwiegenden, nicht nachzuvollziehenden Scheinargumente ausser Acht lasse, bleibt für mich am Ende eines mit Sicherheit übrig: Ihr seid homophobe, angsterfüllte Individuen und wollt mit eurer geschmacklosen und widerwärtigen Strategie nur eines erreichen: Die Schweiz für fremde Kulturen so unattraktiv zu gestalten wie nur möglich. Und das auf die perfideste aller Arten, ihr spricht nicht aus was ihr denkt sondern verpackt euer Gedankengut in getarnte Paragraphen und verkauft dem Volk in kleinen Dosen verpackten Rassismus ohne dass der geneigte rechte Wähler direkt damit in Verbindung gebracht werden kann. Ekelhaft!

Es grüsst
L.S

Freitag, 24. Mai 2013

The Show must go on



Noch nie gingen Bilder schneller um die Welt wie in diesen Tagen. Im digitalen Zeitalter und den Möglichkeiten des Internet duch social Media, verbreiten sich Bild, Ton und Text in sekundenschnelle. Die Verfolgungsjagd des Boston Bombers konnte via Live Ticker mitverfolgt werden. Ein Happening für die ganze Familie. News dienen kaum mehr der Information sondern der Unterhaltung, ähnlich wie bei einem Sportanlass. Nur mit dem Unterschied, dass Sport nur ganz selten dazu führt, dass man sich anschliessend auf der Strasse trifft und sich gegenseitig die Rübe einschlägt. Das haben eigentlich alle begriffen…. Ok, alle ausser den Fussball Ultras.

Wie impulsiv die Gesellschaft auf solche Echtzeitinformation reagiert, konnte man bei der Berichterstattung über „die Hackebeil Abschlachtung eines Soldaten auf offener Strasse in London durch zwei nigerianische Islamisten“ ein weiters Mal beobachten.
Doch alles der Reihe nach. Was geschieht hier gerade in den Online News? Es taucht ein Bild von einem Nigerianer auf. In den blutverschmierten Händen hält er ein Hackebeil. Im Hintergrund liegt jemand auf der Strasse. Minuten später: Filmmaterial. Der Täter gesteht die Tat vor laufender Smartphonekamera, flucht über den Westen und deren Kriegsführung. Verkündet exrtemistische Parolen. Gleichzeitig kristallisiert sich eine Headline welche im roten Banner über alle Online Newsportale flattert: „Terror in London!“ Kurze Zeit später, eine Heldin betritt die Bühne, Gott sei Dank! „Mutige Frau stellt sich Hackebeil Attentäter von London in den Weg.“ Man weiss nichts über die Hintergünde. Einzeltäter? Politisch Motivierte? Egal, die Freakshow läuft und es ist grad so schön unterhaltsam. Bald kommt die Polizei, schiesst den Tätern in die Beine. Ein weiterer Protagonist betritt wenige Stunden später die Bühne: Der Premierminister! David Cameron unterbricht seinen Paris Aufenthalt und beruft eine Sondersitzung des nationalen Sicherheitskabinetts ein. Innenministerin Theresa May sagte nach der Sitzung, es sei ein Anschlag auf „alle in Grossbritannien“ gewesen. Der News Live Ticker spuckt eine Message nach der Anderen raus. Die Roland Emmerich Rethorik kommt auch langsam auf Touren: „Grossbritaninen werde vor Terroristen niemals einknicken!“ Und auch die Queen ist besorgt, wie man vernehmen kann. Man fragt sich wer sonst noch etwas dazu zu sagen hat und ob Elton John schon ein Lied dazu geschrieben hat. Aber wir sind mitten drin: Am Abend formieren sich heftige Anti-Islam Demonstrationen obwohl man immer noch keine brauchbaren Informationen zur Tat hat. Das Tätervideo jedoch läuft in der Endlosschleife . Die Stimmung ist Hassgeladen. Gleichzeitig distanziert sich der britische Muslimrat von der Tat. Sowas wird schliesslich von Ihnen erwartet. Denn jedes Mal wenn irgendwo eine Extremistenbombe hochgeht, muss man sich öffentlich distanzieren und rechtfertigend betonen, dass 90% aller Muslime friedlich sind. Aber das sind sich die Moslems ja gewohnt also warum ausgerechntet jetzt etwas Neues anfangen?
Und während die Stimmung langsam überall hochköchelt und Parolen wie „Keine Kapitulation vor muslimischem Abschaum“ die Runde machen, sitzt die Heldin bereits auf einem Sofa in einer Talkshow und referiert brühwarm über das schreckliche Erlebnis. Das alles in weniger als 12 Stunden!


Bald wird das Feld geräumt für die Experten mit ihren fundierten Meinungen. Bald kommen die Fotos vom Tatort mit Menschen die Blumen niederlegen. Bald sehen wir Diskussionsrunden im TV. Bald gibt’s den nächsten terroristischen Akt und bald beginnt die Show von Vorne.

Montag, 19. November 2012

SVP Plakat Wettbewerb

Die SVP lanciert einen Plakatgestaltungswettbewerb zur Asylgesetz Revision. Man kann ein Nachtessen mit Toni Brunner gewinnen (...und alle so YEEEAAAH!!!) Mein Entwurf hab ich soeben abgeschickt. weitere Infos gibts hier

Montag, 5. November 2012

Entertainment 2.0

Samstagabend "Wetten Dass?", TV Primetime, beste Sendezeit. Plot: Tom Hanks steht peinlich berührt mit bescheuerter Katzenmütze im Saal während er vom schweissgebadeten Moderator Markus Lanz um sackhüpft wird.

Danke für dieses tolle Ereignis und willkommen in der Idiokratie der anspruchslosen Geister.

Freitag, 26. Oktober 2012

Referat von Roger Köppel

Referat von Roger Köppel zum Thema „Medien in der Demokratie“


Mein Kumpel und ich haben es uns zum Spass gemacht, hin und wieder an lokalen SVP Veranstaltungen teilzunehmen um mal zu schauen wie es da so ist. Nach einem Referat von Christoph Blocher im Jahr 2010 (Erlebenisbericht gibt’s hier zu lesen), wagten wir uns ein weiters Mal an eine SVP Basis Veranstaltung im Kanton Zürich. Dieses Mal war Roger Köppel, Journalist, Historiker und Chef Verleger des inoffiziellen SVP Revolverblattes „Weltwoche“ zu Gast.


Erster Eindruck:
Der Saal bzw. der Tisch an welchem wir uns niederliessen war bedeckt mit SVP Merchandise und Weltwoche Ausgaben. Das Durchschnittsalter im Saal war um das Pensionsalter herum. Es wurde Bier getrunken und man hat uns freundlich begrüsst. Vereinzelte Blicke mochten vermutet haben, dass wir nicht zwingend Parteimitglieder sein mussten. Toni Bortoluzzi sah irgendwie verdammt chic aus.

Kernthemen:
Das Thema war, wie bereits erwähnt „Medien in der Demokratie“. Dieses Thema wurde grosszügig erweitert und umfasste auch Bereiche wie EU, Verhältnis zwischen Staat und Volk und natürlich reichlich Werbung für die Weltwoche.

Auftritt:
Köppel war gewohnt redefreudig und rethorisch absolut überzeugend und sattelfest. Er machte einen smarten Eindruck und bestärkte eigentlich mein persönliches Bild eines Rechtsintelektuellen, welche leider dünngesät sind in der Schweiz. Seine klare Sprache ist verständlich für Jede und Jeden. Er referiert zielorientiert und schweift selten ab.

Inhalt:
Eine Demokratie braucht Medienvielfalt in jeder politischen Couleur, das war die Kernaussage von Köppel. Gegen dieses Statement kann man nichts einwenden. Im Detail jedoch lief diese Aussage darauf hinaus, dass alle Medien in der Schweiz linksgerichtet seien und die Weltwoche deshalb in der Pflicht sei, Gegensteuer zu geben. Er betonte auch immer wieder gerne, dass die Weltwoche unbequeme Fragen stelle im Vergleich zur Konkurrenz. Sätze wie „Die Medien seien Verbindungsglied zwischen Volk und Politik und hätten einen Auftrag zu erfüllen“ hat man schon zig Male gehört und kamen wenig frisch daher.
Interessanter wurde es dann wieder als es um das Verhältnis zwischen Staat und Volk ging. Köppel sagte, dass es für eine Demokratie wenig Vorteile gäbe wenn der Staatsapparat dauernd wächst und komplizierter und vor allem teurer werde. Das Volk solle in unserer direkten Demokratie immer die Entscheidungsgewalt haben um zu kontrollieren wo der Staat seine Finger hinstreckt. Auch das klang für mich im ersten Moment sinnvoll, war aber im Grunde eine weitere Oberflächlichkeit und wenig differenziert. Es gibt meiner Meinung nach durchaus komplexe Bereiche in denen die Politik Entscheidungen zu treffen hat, welche die Kompetenz des Volkes übersteigt. Staatsapparatswachstum gilt es wenn möglich zu verhindern, jedoch nicht blind konsequent.

Die 60 Minuten wurden immer wieder aufgelockert mit zum Teil witzigen Anekdoten z. Bsp. über Angela Merkel oder dem Ex-Chef von Schotland Yard. Die „social medias“ hat Köppel leider komplett ausgelassen. Nur eine einzige Frage aus dem Publikum nahm ansatzweise Bezug.

Nach dem Referat wurden einige Fragen gestellt, zum Teil weit am Thema vorbei. Geflucht wurde über „die Linke Bande im Schweizer Fernsehen“. Die Basis wurde auch nicht müde zu erwähnen dass die SVP stets Opfer sei und von allen Anderen verunglimpft werde. Diese SVP Eigenschaft nervt mich bis zur Schmerzgrenze und bestätigte mir ein Weiteres mal, dass es diese Partei immer wieder schafft sich selber in die Opferrolle oder die Rolle des Aussenseiters zu spielen und dann schlussendlich bei der Basis mit dieser Masche punktet. Haarsträubend surreal wurde es, als ein relativ Junger SVPler sich darüber aufregte, dass wenn ein SVP Politiker etwas twittere oder auf Facebook schreibe, sich die ganzen Medien darauf einschössen und die SVP „in den Dreck ziehe“. Wenn aber eine Welsch-schweizer SP Politikerin besoffen durch die Strassen ziehe interessiere das Niemanden. Der Typ vergleicht also den „Aufruf zu einer Kristallnacht“ oder die Forderung „einen Ausländer zu erschiessen“ mit einer besoffenen Politikerin? Unglaublich! Köppel antwortete viel zu diplomatisch ohne auch nur den Hauch einer Kritik.

Fazit:
Wiedermal ein sehr unterhaltsamer Abend in der Höhle des Löwen. Ein zum Teil spannendes Referat eines Meidenprofis, wenn auch manchmal etwas oberflächlich. Interessant war ein weiteres Mal die Gesellschaft um uns herum. Meine Sitznachbarin, eine etwa 60 Jährige leicht verwirrte Dame, wurde nicht müde während den ganzen 60 Minuten des Referates, non stopp anerkennend vor sich hinzureden, dabei verwendete sie Worte wie „Jawoll, genau, so esches, richtig, ja genau, jääjooo, aber sicher“.

Mittwoch, 24. Oktober 2012

Erste Welt Probleme

Hungersnot in der Sahelzone, Bürgerkrieg in Libyen, Steinigung in Afghanistan oder Unwetterkatastrophe auf den Philippinen. Betreffen uns solche dritte Welt Probleme hier in Europa mal abgesehen von den all abendlichen Empörungsreflexen während der Tagesschau? Nein, und genau darum befassen wir uns mal mit den wahren Problemen unserer westlichen Hochkultur. Hier eine kleine Zusammenstellung herzzerreissender erste Welt Probleme welche andere gerne hätten:




Zu Grosse Stromadapter (Die Scheissdinger passen nicht mehr in die Steckleiste)
Wer kennt es nicht? Neues technischisches Schnickschnack Gerät gekauft und nun möchte man dieses am Strom anschliessen. Die Steckleiste mit upsrünglich 10 Steckdosen ist aber bereits belegt. Allerdings mit nur 3 anderen Netzteilen welche aber durch ihre total schildbürgerhafte Konstruktion mind. 2 weitere Steckplätze an der Leiste verdecken und unzugänglich machen. Warum nicht die zwei Steckkontakte um 90 Grad abwinkeln? Warum nicht ein Stückchen Kabel zwischen Stecker und Spannungstrafo verbauen? Seid ihr alle doof?

Ich mag das Foto auf meinem Ausweis nicht
Es ist mal wieder soweit. Der Reisepass läuft ab, oder man bekommt den ersten Fahrzeugausweis, oder man beantragt sein erstes Halbtax Abo. Vorher ist man immer gezwungen in einem dieser modernen, digitalen Automaten Passfotos drucken zu lassen….für 8 Franken. Man hat aber nur 3 Versuche! Ist man mit den ersten 2 Snapshots nicht zufrieden, gilt es ernst. Jetzt, wenn es jetzt nicht klappt mit der Fotogenität, sehe ich für den Rest meines Lebens Scheisse aus auf meinem Fahrzeugausweis. Natürlich klappt es nicht und weil ich zu geizig bin nochmals 8 Franken für weitere Fotos zu zahlen, nehme ich mein dümmliches Grinsen in Kauf und verstecke in Zukunft die Kärtchen weit hinten im Portemonnaie.

Ich kann den Captcha-Code nicht entziffern
Jeder der online schon mal einen Gästebuch Eintrag tätigte oder eine Datei downloaden wollte kennt sie: die unlesbaren Captcha Codes welche Spambots hindern sollen auf der Homepage aktiv zu werden. Diese Codes bestehen meist aus zwei Wörtern: eines davon lesbar und bekannt, das andere total verschludert und oft fantasievoll fremdwörterisch klingend. Zum Beispiel „telefon“ und „raskutzimufftibär“ oder so ähnlich. Nach dem 10. Versuch vertippt man sich immer noch und so langsam fühlt man sich wie ein dämlicher Spambot der die Sicherheitshürde nicht schafft.

Das Dilemma mit der harten Butter
War die Butter über Nacht im Kühlschrank, ist sie am morgen zu hart um sie aufs Brot zu streichen. Stand die Butter auf der Küchenablage ist sie zerlaufen und ungeniessbar. Dieses Problem sollten unser Wissenschaftler doch endlich mal in den Griff bekommen oder? Ich meine ihr lenkt ein ferngesteuertes Auto auf dem Mars…da kann man doch erwarten, dass ihr einen Butter mit angenehmem Aggregatszustand erfindet. Mein Gott tut endlich was!

Bruce Willis hat plötzlich eine andere Synchronstimme
Sowas bringt mich auf die Palme! Sobald mir so was auffällt kann ich mich nicht mehr auf die Dialoge im Film konzentrieren und mit jeder verstrichenen Filmminute nerve ich mich mehr und mehr über Bruce`s ungewohnte, völlig unpassende Stimme. Warum machen die das?